Erstellt am: 07.10.2019
Thede: „Abschwung und Strukturwandel stellen M+E-Unternehmen vor enorme Herausforderungen“
REUTLINGEN / TÜBINGEN / BALINGEN / FREUDENSTADT / CALW – Die Metallarbeitgeber in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald haben die Vertreter der IG Metall dazu aufgefordert, auf ihrem derzeit laufenden Gewerkschaftstag den Fokus auf die Sicherung des Produktionsstandortes und der Beschäftigung zu legen. „Unsere Unternehmen stehen konjunkturell und strukturell vor enormen Herausforderungen“, sagte der Geschäftsführer der Bezirksgruppe Reutlingen des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Dr. Jan Vetter, am Montag in Reutlingen: „Nach fast zehn Jahren Wachstum scheinen die fetten Jahre für die Metall- und Elektroindustrie nun erst einmal vorbei zu sein. Ich appelliere daher an die IG Metall, die Erwartungshaltung ihrer Mitglieder zu dämpfen.“
Reiner Thede, der Vorsitzende der Bezirksgruppe Reutlingen, verwies darauf, dass die M+E-Produktion in Deutschland in den ersten beiden Quartalen geschrumpft sei, nach Expertendefinition damit eine Rezession in der Branche vorliege. Auch im dritten Quartal sei noch keine Trendwende zu erkennen. Zudem befinde sich die M+E-Industrie aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung und dem Umstieg auf Elektromobilität in einem Umbruch bisher kaum erlebten Ausmaßes. „Für viele unserer Unternehmen ist selbst die nähere Zukunft mit enormen Unsicherheiten befrachtet“, sagte er. „Unter keinen Umständen darf es daher zu weiteren finanziellen oder anderen Belastungen kommen. Die Unternehmen benötigen finanziellen Spielraum, um die richtigen Zukunftsinvestitionen tätigen zu können.“
Auch die IG Metall treibe die Sorge um die Zukunft der Branche um, ist sich der Bezirksgruppen-Vorsitzende Thede sicher: „Wir müssen daher jetzt gemeinsam die Weichen richtig stellen – auch in der Tarifpolitik. Es muss auch im Interesse der IG Metall liegen, die Unternehmen in der kommenden Tarifrunde zu entlasten.“
Dies sei umso wichtiger, da der letzte Tarifabschluss bei vielen Südwestmetall-Mitgliedern für großen Unmut gesorgt habe. Die Kritik, die den Verband erreiche, ziele dabei sowohl auf die enorme Gesamtkostenbelastung des letzten Abschlusses von mehr als sieben Prozent, als auch auf das Element T-ZUG, also das Wahlrecht zwischen Einmalzahlung oder freien Tagen, das viele Unternehmen in der Umsetzung schlicht überfordert habe. „Schon in den vorangegangenen Tarifrunden ist der IG Metall bei den Tarifsteigerungen das Augenmaß verlorengegangen. Der letzte Abschluss war dann für viele Unternehmen der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, sagte Thede: „Die IG Metall tut daher gut daran, ihren Tarifkurs zu überdenken, wenn sie nicht mutwillig Arbeitsplätze und die Tarifbindung zerstören will. Die IG Metall-Mitglieder haben es jetzt auf ihrem Gewerkschaftstag selbst in der Hand, den richtigen Kurs festzulegen.“, ergänzte Vetter.