Metallarbeitgeber warnen vor Überforderung der Betriebe

Metallarbeitgeber warnen vor Überforderung der Betriebe

Erstellt am: 21.04.2021

Metallarbeitgeber warnen vor Überforderung der Betriebe durch Überbietungswettlauf bei Klima- und Umweltzielen 

Holder: „Unternehmen brauchen Planungssicherheit – und kein ständiges Draufsatteln bei den Klimazielen"


REUTLINGEN – Die Metallarbeitgeber in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald haben vor einer Überforderung der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer durch die geplante Verschärfung der europäischen Abgasnormen gewarnt. „Was unsere Unternehmen in der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage überhaupt nicht vertragen können, ist ein Überbietungswettlauf bei den Umweltauflagen“, erklärte der Vorsitzende der Südwestmetall-Bezirksgruppe Reutlingen, Martin Holder, am Mittwoch in Reutlingen anlässlich einer Informationsveranstaltung des Verbandes zur geplanten Verschärfung der Abgasnorm Euro 7.

Im Rahmen der Veranstaltung berichtete der Münsinger Europaabgeordnete Andreas Glück (FDP) den Verbandsmitgliedern von seiner Arbeit zur EU-Abgasgesetzgebung im Europäischen Parlament. Bereits im November habe er die Europäische Kommission aufgefordert, ein ambitioniertes aber auch technisch machbares Konzept für die künftige Fahrzeug-Abgasregulierung einzubringen. „Ein Verbrenner-Verbot durch die Hintertüre mit einer Regulierung bis in die Unwirtschaftlichkeit werden wir nicht akzeptieren.“

Doch auch im jüngst überarbeiteten Konzept für die Euro 7 Norm mangelt es Glück nach wie vor an echter Technologieoffenheit, wissenschaftlicher Untermauerung und marktwirtschaftlicher Effizienz, denn: „Unser Ziel bleibt, dass sich unterschiedliche Technologien unter fairen Rahmenbedingungen im Wettbewerb behaupten können, ohne, dass vorher einzelne Antriebe verfrüht aus dem Rennen genommen werden.“

Es gelte gerade jetzt, neben der Elektromobilität eine europäische Wasserstoffwirtschaft als Grundlage für saubere E-Fuels aus nachhaltigen Energiequellen auszubauen: „Mit diesen können wir Verbrennungsmotoren mittelfristig sauber und klimaneutral betreiben, um einen effektiven Beitrag des Verkehrs zu internationalen Klimabemühungen zu leisten, ohne uns im Alltag in unserer Mobilität einschränken zu müssen.“

Wie der Bezirksgruppenvorsitzende Holder anschließend betonte, stünden die Metallarbeitgeber zu den europäischen Umwelt- und Klimazielen: „Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie leisten mit ihren großen Forschungs-Etats zur Schadstoff- und CO2-Reduzierung bereits heute einen großen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele.“ Um diesen Weg erfolgreich weitergehen zu können, brauchten die Betriebe aber Planungssicherheit – und kein ständiges Draufsatteln bei den Auflagen, erklärte er mit Blick auf die am Mittwochmorgen erfolgte Verständigung der EU-Staaten und des Europaparlaments auf eine Verschärfung des Klimaziels für 2030. 

Bei allen umweltpolitischen Entscheidungen müsse die Politik stets auch die wirtschaftlichen und sozialen Folgen betrachten, sagte der Bezirksgruppen-Vorsitzende: „Deshalb begrüßen wir es auch, dass die EU-Kommission nach dem jüngsten Treffen der für die künftige Abgasnorm Euro 7 zuständigen Arbeitsgruppe nun offenbar die Grenzen des technisch Machbaren akzeptiert hat. Damit scheint auch die Gefahr einer Abschaffung des Verbrennungsmotors durch die Hintertür vorerst abgewendet zu sein.“ Dennoch müsse man hier weiter wachsam bleiben. Denn auch die aktuellen Vorschläge für die Abgasnorm Euro 7 bewegten sich noch an der Grenze dessen, was für die Autohersteller technologisch erreichbar sei. „Wir müssen weiter darauf drängen, dass die Verschärfungen der Abgasgrenzwerte in dem vorgesehenen Zeitraum auch wirklich erreichbar sind“, sagte Holder.

Um den Umstieg auf neue Technologien erfolgreich bewältigen zu können, benötigten die Betriebe ausreichend Zeit, erklärte der Arbeitgebervertreter: „Ansonsten bekommen wir einen disruptiven Prozess mit enormem Zerstörungspotenzial für unseren Automobilstandort. Das würde zwangsläufig auch viele Arbeitsplätze und Wohlstand kosten.“ Statt stetig die Auflagen für die Autoindustrie zu verschärfen, müsse die Politik endlich realistische Rahmenbedingungen schaffen, um die ambitionierten Vorgaben überhaupt erst zu ermöglichen, sagte Holder: „So brauchen wir beispielsweise eine deutliche Beschleunigung des Ausbaus der Ladeinfrastruktur für E-Autos. Auch die Nutzung der CO2-Reduktionspotenziale von Wasserstoff und alternativen und regenerativen Kraftstoffen, den sogenannten E-Fuels, muss stärker in den Fokus gerückt werden.“
 


Infos zu SÜDWESTMETALL:
SÜDWESTMETALL ist der Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg. Er ist kompetenter Ansprechpartner für Unternehmen in arbeits- und sozialrechtlichen, tarifvertraglichen und sozialpolitischen Fragen. SÜDWESTMETALL ist Sprachrohr für seine Mitgliedsbetriebe gegenüber Gewerkschaft, Staat und Öffentlichkeit. Zusammen mit dem Sozialpartner vereinbart SÜDWESTMETALL in Tarifverträgen die Bedingungen der Arbeitsverhältnisse.

Die Bezirksgruppe Reutlingen von SÜDWESTMETALL und des tarifungebundenen Unternehmensverbandes Südwest betreut in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen, Calw, Freudenstadt, Zollernalb und im nördlichen Teil des Landkreises Sigmaringen mehr 230 Betriebe mit rund 57.000 Mitarbeitern.

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